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Erwartung: Der Marco-Effekt oder wenn du nichts erwartest und trotzdem enttäuscht wirst.

Zuerst müssen wir wohl klarstellen: „Ja, ich bin ein Fan-Boy der Carl Morck Reihe.“ Ja, ich fand den ersten Gringe und merkwürdig und war mir nicht sicher ob ich ihn mag oder nicht. Dennoch hat mich die Verfilmung des ersten Adler-Olsen Romans „Erbarmen“ irgendwie in seinen Bann gezogen. Ich war erfreut den zweiten, dritten und dann auch noch vierten sehen zu dürfen.
Die Entwicklung der Charaktere, die bessere Reputation der Sondereinheit Q aus der anfänglichen Resterampe zu einer eignen Abteilung, die kleinen Konflikte der einzelnen Parteien miteinander und mit dem System, dass alles hatte Charme und Glaubwürdigkeit.
Zusammen mit den sehr guten Vorlagen der Romane ergaben sich angenehme, gut gestaffelte, überraschende und vorallem nachvollziehbare Krimi Stories, die gefesselt haben.
Und nun kommt Erwartung: Der Marco-Effekt.
Auf der einen Seite steht einer der schwächsten Adler-Olsen-Romane mit einer generischen Storyline, die so auch für einen Tatort geschrieben worden sein könnte.
Auf der anderen Seite befindet sich das Franchise nun unter einer neuen Produktionsfirma, die nicht nur die Schauspieler ersetzt haben, sondern auch das Setting verändert haben.
Alles neu, alles besser? Leider nein. Per se will ich nicht schreiben, dass Erwartung schlecht ist. Das ist er nicht, er ist ungewohnt und dennoch so vorhersehbar, dass man dem Plot auch folgen kann, wenn man mal eine halbe Stunde Kippen kaufen war.
Fangen wir aber bei dem größten – in meinen Augen – Problem an:
Der neue Cast – nicht unbedingt die Schauspieler, die einen passablen Job gemacht haben, sondern das wir einen kompletten Wechsel der Schauspieler haben, was auch kein Problem wäre, wenn es sich um einen Reboot oder einen Neustart gehandelt hätte, irgendwie hätte ich mich durch mein „so will ich das nicht“-Gefühl drücken können, aber wir haben keinen Softreset.
Der Film startet wo Teil 4 geendet hat, die Strukturen existieren und der Film hofft darauf, dass die Zuschauer das schon alles wissen... Ja, es ist eine Fortsetzung, aber mit neuen Gesichtern wäre eine kurze „whats happening“ oder einen Umriss, eine Einleitung, irgendwas, dass die neuen in das Universum von Carl Morck einführt.
Das Carl Morck 2 Wochen „beurlaubt“ ist, weil er einen Selbstmörder nicht umstimmen konnte, füllt sich so an, als wenn man nach dem Schnitt noch irgendeinen Grund für die ungehobelten Auftritte von Carl finden wollte.
Ja, vielleicht hätte man sich erstmal von dem schwachen Roman entfernen müssen, um seinen Charakteren – nicht unbedingt tiefe, weil die hatten sie schon aus den 4 Filmen davor – sondern Form zu geben, damit der Zuschauer nicht die ersten 30min des Films damit zubringt herauszufinden, wer jetzt wer ist und sich daran zu erinnern, wieso die Leute so handeln wie sie handeln.
Während die Sondereinheit Q „früher“ aus Einzelpersonen, mit eigenen Problemen und Bedürfnissen war, ist sie jetzt von gleich eine ganz normale generische Polizei Einheit.
Rose ist eine selbstständige unabhängige Frau, Assad wird nicht mit seinen ausländischen Wurzeln und dem dezenten gegen ihn gerichteten Rassismus belegt, Gordon ist nur da, weil er halt da ist UND Carl bekommt seine eigene kleine „mir-gehts-nicht-gut“-ARK durch den Selbstmörder und ein nervende Abstinenz von Zigaretten, die sich in außergewöhnlich intensiven Kaugummi kauen manifestiert. Außerdem ändert sich die ganze Geschichte um Hardy, während in den früheren Teilen Hardy von Carl bei sich zuhause gepflegt wird, wodurch Carls Welthass aufgeweicht wird und man einfach akzeptiert, dass Carl auf seine Art ein Good-Guy ist und sein Zynismus einfach der erweiterte Weltschmerz bedeutet, ist in der neuen Auflage Hardy einfach jemand den er im Pflegeheim eher nicht besucht – vielleicht ändert sich das in Zukunft ja noch.
Aber alles im allen geht dem neuen Cast mit den nicht vorhandenen „Geschichten“ einfach die Kantigkeit verloren, Q verkommt zu irgendeinem Morddezernat ohne eigne Persönlichkeit – Schade.

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